Formaldehyd
Formaldehyd - Tückischer Materialbestandteil in Möbeln und Baumaterialien
Wenn neue Möbel oder Baumaterialien einen stechenden Geruch mitbringen, könnte in deren Herstellung Formaldehyd eine Rolle spielen. Als Hilfsstoff und Basissubstanz für Farben, Kunst- und Konservierungsmittel bietet der organische Stoff viele Vorzüge für die Produktherstellung, durch das Ausdünsten aus dem fertigen Produkt jedoch auch ein hohes Risiko für die Gesundheit.
Was ist Formaldehyd?
Formaldehyd zählt zu den Aldehyden, einer Stoffgruppe sogenannter "dehydrierter Alkohole". Es entsteht bei der Oxidation von Kohlenwasserstoffen, im biologischen Stoffwechsel von Säugetieren sowie als Metabolit von Bakterien. Bei Zimmertemperatur ist Formaldehyd gasförmig und farblos, jedoch durch seinen stechenden Geruch auch in geringen Konzentrationen von 0,05-1 ml/m3 wahrnehmbar. Im Handel unter dem Namen Formalin als wässrige Lösung von 37% angeboten, wird es bis heute als Ausgangsstoff für zahlreiche Materialien in der chemischen Industrie eingesetzt.
In unserem Alltag ist Formaldehyd vielfältig zu finden. So zählt das flüssige Formalin zu den wichtigen Grundstoffen, die in der pharmazeutischen und chemischen Industrie verwendet werden. Es wird als Bestandteil in der Herstellung von Arzneimittel und Kosmetika ebenso eingesetzt wie als Desinfektions-, Konservierungsmittel und Antimykozid (Antipilzmittel). Auch bei der Produktion von Kleb- und Kunststoffen, Farben und Kunst-Harzen wird es benötigt, beispielsweise um Möbel und Wandverkleidungen mit wasserfesten und stoßfesten Eigenschaften auszustatten oder um Textilien zu veredeln.
Welche Produkte und Materialien können mit Formaldehyd belastet sein?
Als mögliche Formaldehydquellen in Innenräumen zählen unter anderem:
- Fertigbauteile bei Fertighäusern (z.B. Fertighäuser aus den 70er-Jahren)
- Pressspanplatten, Sperrholzmöbel und Wandverkleidungen (als Klebstoff und Bindemittel),
- Formaldehydharze als Dekorbeschichtungen bei Möbeln, Fertigparkett und Laminat
- Bodenbeläge, Teppichböden und Wohntextilien
- Dämmstoffe wie Steinwolle, Glaswolle oder Dämmmatten,
- Ausschäummaterialien sowie
- Farben, Lacke und Bodenversiegelungen.
Als Grenzwert der Raumluftkonzentration werden durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 0,1 mg/cbm angesehen, durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 0,124 mg/cbm. Die maximale Arbeitsplatzkonzentration nach dem Arbeitsschutzgesetz liegt bei 0,62 mg/cbm. Die potenzielle Schädigung durch Formaldehyd hängt auch unterhalb der Grenzwerte von dem grundlegenden Gesundheitszustand betroffener Personen ab.
Formaldehyd wird vom Menschen über die Atmung, über den Magen-Darm-Trakt sowie über die Hautoberfläche aufgenommen. Typische Reaktionen auf eine hohe Formaldehydkonzentration zeigen sich mit Reizungen von Augen und Atemwegen, Übelkeit sowie Kopfschmerzen (kurzzeitige Belastung), bei längerer Disposition jedoch auch Allergieanzeichen (Hautreaktionen), Nervosität, Gereiztheit, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme wie Durchfall und Erbrechen sowie Schädigungen an Lunge, Leber und Nieren bei Langzeitbelastung. Zudem gilt Formaldehyd laut der EU-Verordnung 605 aus dem Jahr 2014 als krebserregend und mutagen.
Hilfe bei Formaldehyd-Belastungen: Formaldehydtest und Ursachenbeseitigung
Haben Sie einen Verdacht auf eine Formaldehydbelastung oder nehmen Sie gar den typisch stechenden Geruch in Ausdünstungen eines Raumes wahr, gibt ein baubiologischer Test Aufschluss über ein potenzielles Gefahrenpotenzial durch das Wohnraumgift. Wir als Baubiologen bieten Ihnen spezialisierte Schadstofftests wie einen Raumlufttest oder ein Test von Materialproben an und beraten Sie entsprechend dem Ergebnis zu zielführenden Maßnahmen.
In den meisten Fällen sind Möbel, Bodenbeläge und Spanplatten die Ursache für eine erhöhte Formaldehydkonzentration in Innenräumen. Sind frei bewegliche Gegenstände, beispielsweise Möbel aus Spanplatten oder mit Dekorbeschichtungen die Ursache, lässt sich die die Raumluftkonzentration durch die Entfernung der entsprechenden Gegenstände meist zeitnah verbessern.
Sind fest hingegen Baustoffe und Renovierungsmittel die Ursache, sollte zeitnah eine fachgerechte Entfernung der formaldehydhaltigen Objekte, alternativ eine fachkundige Versiegelung erfolgen. Grundlegend sollte bei neuen Renovierungsarbeiten schon im Vorfeld der Formaldehydgehalt im Auge behalten und auf die Verwendung von formaldehydfreien Alternativen geachtet werden.